eMail vom 23. Januar 2007. Eine eventuelle Antwort
wird selbstredend ebenfalls hier veröffentlicht.
(Nachtrag vom 26. Februar: Erwartungsgemäß hat es eine komplette Null-Reaktion
aus Brüssel gegeben. Wäre ja auch noch schöner! Was bilde
ich mir eigentlich ein, wer ich bin?)
Sehr
geehrter Herr Verheugen.
Mit Erstaunen habe ich heute einen Artikel auf spiegel.de gelesen,
in dem berichtet wird, dass Sie sich für eine freiwillige
und mehrschichtige Reduzierung des C02-Ausstosses
einsetzen. Als Begründung steht dort zu lesen, dass Sie dies
mit Rücksicht
auf die deutsche Automobil-Industrie tun. Jetzt
bin ich als Bürger
der EU etwas verunsichert, wer Sie in das Amt
in Brüssel
gewählt hat. Das war doch (hoffentlich) nicht die Industrie.
Sie haben doch, soweit ich mich entsinne ein
demokratisches Mandat.
Nun ist den meisten Bürgern schon lange aufgefallen, dass
der Großteil der Politiker sich daran nur ungern erinnert
fühlt. Zu groß die Versuchung die Abkürzung zu
nehmen. Nimmt es doch nicht weiter Wunder, dass der Begriff Politik
als Synonym für Ränkespiele und geschicktes vertreten
der eigenen Position steht.
Als Idealist und überzeugter Demokrat bin ich nach wie vor
der Meinung, dass Sie, wie alle Volksvertreter, höhere Ziele
anstreben sollten. Wie so unglaublich viele Menschen in Europa,
in der ganzen Welt. Und die Rettung dieses Planeten wäre
doch ein höheres Ziel. Allein schon aus Mangel an alternativen
Planeten, die Sie retten könnten. Bei den Industrien hingegen
gäbe es ja durchaus Alternativen, um die Sie sich kümmern
könnten. Und vor allem um sinnvolle: Regenerative Energien
beispielsweise. Diese Industrie benötigt dringend Unterstützung.
Oder die Entwicklung alternativer Antriebssysteme – wenn
es denn unbedingt Automobilindustrie sein soll. Es gibt unglaublich
viele Beispiele – auch und gerade in der Wirtschaft, die
den Begriff „Innovation“ nicht nur als Schild vor
sich her tragen, sondern diese auch marktreif machen. Zur Zeit
stehen wir Europäer da ganz vorne (was, mit Verlaub, nicht
das Verdienst irgendeiner Lobby ist, sondern dem Aufbegehren und
Protest der Bevölkerung in Deutschland in den 80ern – Stichwort „Grüne“).
Die Industrie der Vereinigten Staaten hat nun ihre Regierung
aufgefordert schärfere Umwelt-Maßnahmen zu ergreifen,
da sie befürchtet, dass die Europäer ihr den Rang ablaufen
könnten. Zu Recht! Solange es aber Politiker gibt, die mehr
um ihren Altenteil fürchten als um den Fortbestand des Planeten,
sich aus einer Unflexibilität heraus lieber der Konservierung überkommener
Gedankenmodelle widmen als einer dynamischen, positiven Entwicklung,
solange werde ich mit meinen Kindern darum fürchten müssen,
dass es keine Enkelgeneration mehr geben wird. Aber als alter
Mann setzen Sie augenscheinlich lieber auf alte Konzepte.
Ich wünsche mir von Ihnen und von all den anderen alten
Menschen in politischer Verantwortung ein Entkrusten der Gedankenwege,
ein Entmonetarisieren der Visionskraft. Es geht hier nicht um
Sie. Es geht nicht um mich und auch nicht um den Fortbestand einer
korrupten Automobilindustrie (siehe Puff-Skandal VW). Es geht
um viel, viel mehr. Und ich bitte Sie hiermit aufrichtig sich
dafür einzusetzen. Es ist doch nicht damit getan sich hinter
fadenscheinigen Argumenten verstecken zu wollen. Das bewegt niemanden.
Nicht mal Wähler an die Urnen. Im schlimmsten Fall bewegt
ihr Verhalten ihre Wähler in die Urnen.
Mit freundlichen Grüßen
Hansjörg Fuhrken
Marschacht, Europa, Erde
Der Artikel vom 22.01.2007 auf Spiegel.de:
Autobranche: Deutschland hintertreibt strengere Klimaschutz-Regeln
Die Kampagne von "compact!de - Demokratie in Aktion" hält Sie immer auf dem Laufenden zu dem Thema:
Zusammenfassung des IPCC-Berichtes zur Klimaerwärmung
auf den Seiten des Alfred-Wegener-Institutes
(auf deutsch):
Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)
Ergebnisse
des Fourth Assessment Report (AR4)
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