|
Tschernobyl-Katastrophe:
Norwegische Schafe
extrem verstrahlt.
Experten befürchten weitere Grenzwertüberschreitungen
in den folgenden 20 Jahren
Österas (pte/30.10.2006/13:05) - Immer noch wirkt
die Katastrophe im ukrainischen Atomkraftwerk
Tschernobyl nach:
Nach jüngsten Meldungen der Norwegian
Radiation Protection Agency NRPA http://www.nrpa.no in Österas
wurden in Schafen in Norwegen extreme Belastungen mit Caesium-137
nachgewiesen.
Dieses Caesium-137 gehört zu den Spätfolgen des 1986
Unglücks-Reaktors. Grund für die Belastung: in diesem
Jahr hat die feuchte Witterung das Pilzwachstum
in Norwegen angefeuert. Schafe fressen diese Pilze in großen
Mengen.
Bis zu 7.000 Becquerel pro Kilogramm Schafsfleisch
wurden von den NRPA-Experten gemessen. Die
norwegischen Grenzwerte liegen bei 600 Becquerel
pro Kilogramm. "In diesem Jahr
wurden auch die sonst gemessenen Werte weit überschritten",
so Astrid Leland, NRPA-Expertin für Lebensmittelsicherheit
im pressetext-Gespräch. "Es gibt auch eine Warnung
für Pilze, Wild und Rentier." Die Expertin verweist
darauf, dass Lebensmittelkontrollstellen regelmäßig
Messungen an Pilzen und an Fleisch durchführen. Auch Konsumenten
können ihre Produkte dort untersuchen lassen. "Wir
unterscheiden drei verschiedene Kategorien von Pilzen: jene,
die wenig Caesium anreichern, bis hin zu jenen, die hohe Anreicherungen
aufweisen. Dabei betragen die Unterschiede bis zum hundert- oder
sogar tausendfachen", erklärt die Expertin. "Schafe
fressen gewaltige Mengen an Pilzen, weit mehr als Menschen."
"Nicht nur in Norwegen, sondern auch in Schweden
und in Finnland ist dieses Problem bekannt", erklärt
Leland. Betroffen sind auch manche Beerenarten
sowie Wild und Rentier. Diese Fakten seien
hinlänglich
bekannt. "Die
Kontamination nimmt eben nur sehr langsam ab.
In Jahren, in denen es sehr viel regnet, tritt
das Problem vermehrt und verstärkt
auf. In diesem Jahr sind Werte erreicht worden,
die es seit fünf
Jahren nicht mehr gab", so die Forscherin. "Das Problem
in Nordnorwegen ist, dass die Erdschicht relativ
dünn ist.
Die betroffenen Gebiete sind eine absolute
Naturlandschaft." Hier
wird weder angebaut noch gedüngt, daher gebe es auch keinen
Abbau des radioaktiv belasteten Bodens. Die
Forscherin schätzt,
dass diese Belastung noch mindestens zehn bis
20 Jahre anhalten werde. Es gibt derzeit noch
36 Regionen in Norwegen, die auf
radioaktive Verstrahlung regelmäßig untersucht werden.
Als Ratschlag der Umweltexperten gebe es die
Möglichkeit
die Schafe einen Monat vor der Schlachtung
nicht mehr mit radioaktiv belasteter Nahrung
zu füttern.
Die jüngsten Messwerte in Norwegen haben aber auch Experten
aufhorchen lassen. Wie das Wissenschaftsmagazin New Scientist
in seiner Online-Ausgabe berichtet, sind selbst Wissenschaftler
erstaunt darüber wie hoch die Belastung selbst 20 Jahre
nach dem AKW-Unfall noch ist. Wie stark die Böden in anderen
europäischen Staaten, die noch näher am Unglücksort
liegen, tatsächlich belastet sind, darüber kann Leland
keine Auskunft geben. "Feldfrüchte und Gemüse
sind nach unseren Messungen nicht davon betroffen", erklärt
die Forscherin abschließend im Interview. Es werde jedoch
deutlich, dass die Verstrahlung nur sehr langsam abnehme.
(Ende)
>
Link zum Artikel auf pressetext.com
Aussender: pressetext.austria
Redakteur: Wolfgang Weitlaner
email: weitlaner@pressetext.com
|